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Ein Erste-Hilfe-Kurs nur für Sexar­bei­tende

Am 05. Mai 2024 habe ich im Institut IMS zusammen mit einem Refe­renten (Arzt und selber Studio­be­su­cher) einen Erste-Hilfe-Kurs durch­ge­führt, der sich nur an Menschen aus der Sexar­beit rich­tete. Der Work­shop hatte nicht das Ziel, zerti­fi­zierte Erste-Hilfe-Kurse zu ersetzten, sondern orien­tierte sich am Arbeits­alltag (nicht nur) in Studios. Er wurde bewusst für eine kleine Runde geplant, um viel Raum für Fragen und Austausch zu geben und dem Anspruch gerecht zu werden, einen Work­shop auf Augen­höhe durch­zu­führen.

Ich war sehr gespannt auf die Veran­stal­tung und vor allem auf die Kolleg*innen, die ich größ­ten­teils kannte. Fazit vorneweg: Es war groß­artig! Thema­tisch haben wir uns unter anderem mit dem Einschätzen von gesund­heit­li­chen Risiken, typi­schen Notfall­si­tua­tionen im Arbeits­kon­text und deren Bewäl­ti­gung, sowie der Reani­ma­tion von Personen beschäf­tigt. Anhand der örtli­chen Gege­ben­heiten des Institut IMS Hannover wurde eine effi­zi­ente Alar­mie­rung des Rettungs­dienstes bespro­chen. Was zunächst nach viel Theorie und Fron­tal­un­ter­richt aussah, gestal­tete sich auf Grund des teil­of­fenen Konzeptes als abwechs­lungs- und lehr­reiche Veran­stal­tung mit ausrei­chend Zeit zum Pausieren mit Kuchen, Kaffee und Tee. Poten­tiell riskante Prak­tiken wurden bespro­chen ohne dabei aus dem Blick zu verlieren, dass BDSM-Prak­ti­zie­rende gene­rell riskant arbeiten. Kompli­ka­tionen nach bzw. durch Medi­ka­men­ten­gabe waren kein Thema im Work­shop, da diese im Institut IMS Hannover nicht ange­boten werden.

Richtig helfen lernen

Ange­fangen mit kleinen Übungen zum Puls­finden und Kontrolle der Atmung, sind wir über den Umgang mit dem Ambu-Beatmungs­beutel zur Brust­korb­kom­pres­sion gekommen. Groß­ar­ti­ger­weise hatten wir hierfür eine Trai­nings­puppe zur Verfü­gung, an der sowohl allein, als auch im Zwei­er­team eine Wieder­be­le­bung geübt wurde. Und das nicht nur unter „Opti­mal­be­din­gungen“, sondern auch in Situa­tionen, die uns bei unserer Arbeit begegnen: etwa auf dem weichen Bett oder wenn sich Kund*in auf dem Gynstuhl befindet.

Was ein ein AED – ein auto­ma­ti­sierter externer Defi­bril­lator ist und wie solch ein Gerät zur Behand­lung von defi­bril­lier­baren Herz­rhyth­mus­stö­rungen durch Abgabe von Strom­stößen funk­tio­niert (im Institut IMS Hannover gibt es einen Defi) wurde ausgiebig bespro­chen.

Erste-Hilfe-Kurs Puppe Wiederbelebung Beatmung

Hierbei haben wir, wie bei allen Notfall­si­tua­tionen, fest­ge­stellt:

Wichtig ist, dass wir selbst Ruhe bewahren.

Die Teil­neh­menden haben die Möglich­keit genutzt, dem Refe­renten viele Fragen zu stellen, aber auch ihr eigenes Wissen und ihre Erfah­rungen einzu­bringen und so zu einer sehr leben­digen Veran­stal­tung beigetragen, in der alle vonein­ander lernen konnten. Im letzten Teil des Work­shops haben wir trai­niert, mit einem Bolzen­schneider auch dicke Ketten zu knacken, sowie Seile und Leder­man­schetten durch­zu­schneiden.

Final wurde demons­triert und geübt, allein eine Person vom Andre­as­kreuz zu lösen, wenn diese etwa in einem bewusst­losen Zustand ist.

In der Abschluss­runde wurde deut­lich, dass Weiter­bil­dungen nicht nur wichtig sind, sondern auch Spaß machen:

Gemein­sames Lernen und der Austausch mit Kolleg*innen bringt uns auf profes­sio­neller Ebene weiter und stärkt das soli­da­ri­sche Mitein­ander als Sexar­bei­tende. Das alles an einem Sonntag von 10:00 bis 17:30 Uhr! 🙂

Ich hatte mich mit dem Refe­renten auf ein Work­shop­format abge­stimmt, das viel Raum für Fragen, Austausch und Bedürf­nisse lassen sollte und das Theorie- und viel Praxis­an­teile hat. Dies sollte eine Atmo­sphäre schaffen, in der sich alle gut fühlen und sich so einbringen können, wie sie wollen. Ein Papier für die Teil­neh­menden haben wir im Vorfeld nicht heraus­ge­geben, da die gestellten (und beant­wor­teten) Fragen in ein Skript einge­ar­beitet wurden, das den Teil­neh­menden später zur Verfü­gung gestellt wurde. Noch­mals vielen Dank an alle, die da waren, für euer Inter­esse und aktive Teil­nahme: Ihr wart super! 🙂

Es wird mit Sicher­heit weitere Work­shops, nicht nur zur Erst­hilfe, im Institut IMS Hannover geben.